Spannend ist die Konstellation allemal. Ich würde mir ein Konzert der beiden
schon unter dem Aspekt ansehen wollen, wie das denn funktionieren kann - zumal
Lars Hansen nicht auf die "halbe Miete" eines voluminös tragenden
Kontrabass-Sounds vertraut, sondern die Möglichkeiten des von ihm bevorzugten
E-basses auslotet. Auch diese Bekenntnis erfordert Mut, wo neuerdings jeder im
engeren Jazzkontext "acoustic upright" spielt und E-bassisten von
Hannover bis Paris und New York kein Bein mehr an die Erde kriegen.
Lars Hansen, in seinen bisherigen Bandprojekten hauptsächlich durch Time,
Technik, Ton und solistische Ideenvielfalt hervorgetreten, macht hier ein ganz
neues Fass auf: Er begleitet mal percussiv, mal akkordisch - wenn er nicht die
Melodie spielt oder soliert.
Was ich - zusätzlich zum ohnedies bewundernswerten Aspekt der außergewöhnlichen
Duo-Bindung Stimme/E-bass - ganz bemerkenswert finde, sind die Abgeklärtheit
und der Mut zur sekundären Einfachheit (das ist Einfachheit "von
oben", vom Können her, die Selbstbeschränkung und Vereinfachung der
Mittel, wie Miles Davis sie ins Lehrbuch des Jazz geschrieben hat).
In der Reduktion auf das Wesentliche kommen die Stücke zu sich selbst. Beide
verfallen nicht der Versuchung, durch Sound-Opulenz und technische Zaubereien
Lücken zu schließen, die sie (paradox) somit erst aufrissen.
In der Ruhe liegt die Kraft - oder anders ausgedrückt: Die Qualität zweier Töne
wird auch und gerade bestimmt durch die Pause zwischen ihnen.
Lucius Mitchell, Jazz Podium